anja011

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DEMObeam1000043046

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anja011 EBooki Melanie Hinz
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Melanie Hinz Unvermeidlich

1. Ich habe Haare auf den Zehen. Es ist nicht genug, dass ich immer die breitesten Füße mit den dicksten Kartoffelzehen habe. Nein, auf diesen kleinen Knubbeln müssen auch noch drahtige Stoppeln wachsen. Eigentlich habe ich kein Problem mit überschüssigem Testosteron, aber ich bin wohl die einzige Frau auf dem Planeten, die Enthaarungswachs auf den Zehen verwendet - wie ein verfluchter Hobbit. Mit einem unterdrückten Schrei ziehe ich den Wachsstreifen von meiner Haut. Prompt wickelt sich unser Kätzchen Bumblebee darin ein, weil sie mit einem halben Jahr immer noch nach allem schnappt, was sich bewegt. „War das nötig, Bumy?“, frage ich das wenig beeindruckte, schwarze Fellknäuel. Jetzt rede ich schon mit dem Vierbeiner. Ich muss dringend unter Leute. Und damit meine ich nicht den täglichen Kaffeeausschank in meinem Job im Coffeeshop Trudi´s. Mit einer Menge Geschrei (von der Katze) und einem zerkratzten Arm schaffe ich es schließlich, sie von dem Streifen zu lösen, ohne sie an dieser Körperstelle völlig haarlos zurückzulassen. Bumblebee liegt zu meinen Füßen am Badewannenrand und leckt ihre „Wunde“, während ich

die Kratzer auf meiner Haut desinfiziere. Nur ein freier Abend im Monat, an dem meine 6-jährige Tochter Anna bei meinen Eltern schläft und ich mit meinen Freundinnen ausgehen kann, doch nach dieser Aktion habe ich eigentlich schon keine Lust mehr. Ich will nicht jammern, nein, das will ich wirklich nicht. Aber ich bin erschöpft. Im Augenblick geht alles drunter und drüber. Mein Literaturwissenschaftsstudium musste ich abbrechen. So gerne ich auch diese starke Frau sein möchte, ich bekomme es nicht hin. Alleinerziehend und mit einem Halbtagsjob, schaffe ich es einfach nicht, am Abend noch angemessen für die Uni zu lernen. Ich bewundere Mütter, die das sogar mit zwei oder drei Kindern stemmen, doch ich habe eingesehen, dass ich nicht diese Powerfrau bin. Zudem muss ich mir eingestehen, dass es mir nicht so sehr liegt, wie ich ursprünglich glaubte. Anna ist völlig überdreht wegen ihrer bevorstehenden Einschulung und die Situation mit ihrem Vater verbessert das auch nicht gerade. In den letzten Wochen fechtet sie mit mir Machtkämpfe aus, die auf einer erschreckend reifen Ebene stattfinden. Manchmal möchte ich mir einfach nur die Decke über den Kopf ziehen und für die nächsten Tage nicht mehr aufstehen, aber ich weiß auch, dass ein Abend mit Sandra und Nicole mir die Möglichkeit gibt, Dampf abzulassen. Und die Aussicht darauf, wenigstens morgen früh

ausschlafen zu können, motiviert mich, doch noch unter die Dusche zu steigen, statt ins Bett, um mich für eine lange Nacht in der Mönchengladbacher Altstadt aufzubrezeln. Sandra und Nicole warten bereits in einem der vielen Straßencafés auf dem Alten Markt. Anscheinend haben sie vorgearbeitet, denn der Kellner stellt ihnen mindestens den zweiten Longdrink vor die Nase. Und an genau dieser Nase kann man bei Sandra prima ablesen, wenn sie etwas gezwitschert hat, denn die verfärbt sich im Laufe des Abends zu einem kleinen Feuermelder. Meine beiden Freundinnen könnten unterschiedlicher nicht sein. Nicole ist eine langbeinige, asiatische Schönheit, die ihr atemberaubendes Aussehen einer japanischen Mutter und einem skandinavischen Vater verdankt. Ihr köstlicher Sarkasmus wird von Außenstehenden oft als arrogant und herablassend empfunden, aber genau deswegen mag ich sie. Letztendlich ist sie einfach nur grundehrlich. Sandra ist ein draller Meterfünfzig, wie mein großer Bruder Jakob sie gerne bezeichnet. Sie hat ein Herz aus Gold und mit Gregor einen Mann an ihrer Seite, der sie mehr liebt als sich selbst. Mit ihrer kupferroten Lockenmähne ist sie ein Hingucker, nur wird sie wegen ihrer geringen Körpergröße meist übersehen. Zusammen mit Nicole amüsiere ich mich oft über ihr bürgerliches Leben mit diesem biederen Mann, doch Sandra

lacht uns nur aus. Sie weiß genau, dass zumindest ich ein wenig neidisch auf dieses geregelte Leben bin. „Daniela beehrt uns auch endlich mit ihrer Anwesenheit“, begrüßt mich Nicole und steht von ihrem Stuhl auf, um mich auf beide Wangen zu küssen. „Diese verfluchte Katze musste natürlich noch auf den Wohnzimmerteppich kotzen, als ich praktisch schon aus der Tür raus war. Ich frage mich jedes Mal aufs Neue, wie Anna mich dazu überreden konnte. Als hätte ich nicht genug Stress.“ Ich umarme Sandra und lasse mich auf einen Stuhl neben sie fallen. „Ich werde dir sagen, warum. Weil du deine Tochter liebst und ihr kaum etwas abschlagen kannst, wenn sie mit den Wimpern klimpert.“ Das kommt von Nicole, die selbst eine schmerzhafte Erfahrung mit dem überwältigenden Charme meines Kindes machen durfte. Schmerzhaft, vorrangig für ihre Kreditkarte. Es ist nicht meine Schuld, dass sie unbedingt alleine mit ihr in den Spielzeugladen wollte. „Ich hab ihr versprochen, sie bekommt eine Katze, wenn sie das Seepferdchen macht. Also hat sie das Seepferdchen gemacht.“ Sie ist eindeutig meine Tochter. Mit einer entsprechenden Belohnung konnten meine Eltern mich zu fast allem überreden. „Wie geht es dir?“, fragt mich Sandra und legt mir eine

Hand auf den Arm. Obwohl sie noch keine Kinder hat, ist sie die Mütterlichste von uns. Bei ihr habe ich mich letzte Woche ausgeheult, als ich den Entschluss fassen musste, mein Studium abzubrechen. „Damit abgefunden habe ich mich nicht. Aber irgendwie wird es weitergehen. Jetzt bin ich erst mal auf der Suche nach einem Vollzeitjob oder einem zusätzlichen Teilzeitjob zu meiner Stelle im Trudi’s.“ „Kann Kati nicht deine Stunden aufstocken?“, fragt Nicole. Sie denkt immer pragmatisch und packt Probleme direkt an, ohne lange darüber zu diskutieren. „Ich muss noch mit ihr reden. Sie war bis gestern Abend mit Jakob und Paul im Urlaub, da wollte ich sie nicht belästigen.“ Die Lebensgefährtin meines Bruders ist gleichzeitig meine Arbeitgeberin und inzwischen auch eine Freundin für mich. Außerdem ist sie die Lebensgefährtin von Paul. Ja, richtig. Die drei führen eine Beziehung zu dritt und das beinhaltet meines Wissens nach auch, dass die Männer miteinander Sex haben. Da Jakob daran beteiligt ist, verzichte ich allerdings gerne auf die schmutzigen Details. Ich will gerade den Kellner heranwinken, doch Nicole drückt meinen Arm wieder runter. „Wir gehen direkt zu dem neuen Club auf dem Kapuzinerplatz. Was du jetzt brauchst, sind ein paar nette Jungs und anständige Cocktails.“ Angeekelt schiebt sie

ihren halb getrunkenen Longdrink beiseite. „Jungs habe ich über. Ich brauche einen langen und harten Fick von einem kräftigen Kerl. Und einen anständigen Whisky.“ Dass Sandra in dem Moment ihren Wodka-Lemon durch die Nase rausprustet ist vermutlich meine Schuld. Dass der Kellner hinter mir ein Tablett mit leeren Gläsern fallen lässt, möchte ich lieber nicht auf meine Kappe nehmen. Der Club ist vollgepackt mit verschwitzten Menschen, die sich, mehr als in der Öffentlichkeit angebracht, aneinander reiben. Da Nicole den Besitzer kennt, bekommen wir dennoch eine ruhige Sitzecke in der Nähe der Bar. Jetzt bin ich doch froh, dass ich auf den Abend mit meinen Mädels nicht verzichtet habe, nur weil ich gestresst war. „Also, Liebchen“, sage ich zu Nicole und lege meine nackten Beine auf ihre jeansbedeckten Oberschenkel. „Was machen die Männer? Oder Frauen?“ Sandra rollt mit den Augen, weil Nicole ihre Hand unter mein Kleid schiebt und kurz vor meiner Pussy ablegt. „Alle nutzlos. Und du willst mich ja nicht mehr“, sagt sie und macht Anstalten, meinen Hals zu küssen. Kichernd befreie ich mich aus ihrem Griff und setze mich gerade hin. Vor ein paar Jahren sind wir mal betrunken im Bett gelandet, aber die Zeiten sind lange vorbei. „Ihr zwei …“, seufzt Sandra kopfschüttelnd und trinkt in

einem Zug ihren halben White Russian aus. Wenn sie so weitermacht, hat Gregor eine interessante Nacht vor sich. Die Grenze zwischen „ich bin geil“ und „mir ist schlecht“ kann erfahrungsgemäß sehr schnell verschwimmen. „Du hast gut reden. Mit deinem perfekten Ehemann hast du bei uns chronisch untervögelten Weibern überhaupt nichts zu meckern“, sage ich und zwinkere ihr zu. Ihre Nase erreicht gerade den Status Feuermelder. „Liegt an euch“, sagt sie. „An Verehrern und Verehrerinnen mangelt es jedenfalls nicht.“ „Stimmt schon“, sagt Nicole. „Deswegen will ich aber längst nicht alles haben, was sich anbietet. Du möchtest dir gar nicht vorstellen, was an Singles übrig bleibt, wenn man hart auf die 30 zugeht.“ Nicole ist die Älteste von uns dreien und lässt uns das auch bei jeder Gelegenheit wissen. „Ich habe zwar noch 5 Jahre bis dahin, doch in meinem Fall ergreifen die halbwegs brauchbaren Kerle die Flucht, sobald sie von Anna erfahren. Von Frauen bin ich inzwischen ab.“ Den Mann, den ich wirklich will, kann ich ohnehin nicht haben. Nicole zieht eine gespielt beleidigte Schnute. „Ach, Süße“, sage ich und gebe ihr einen Wangenkuss. „So reizvoll ein Frauenkörper sein mag, beziehungstechnisch funktioniert das für mich überhaupt nicht. Es reicht, wenn ein Part in der Konstellation einen achterbahnfahrenden Hormonspiegel hat. Mein eigenes

PMS ist genug, das muss ich nicht zusätzlich von außen betrachten.“ „Du weißt nicht, was du verpasst.“ Mit unserem Gerede ziehen wir die Aufmerksamkeit einer Gruppe Kerle auf uns. Männer haben ja die Tendenz, nicht zuzuhören, wenn man ihnen etwas sagt. Aber lass nur die Andeutung von Lesbensex verlauten und du kannst dir sicher sein, dass sie das auch noch aus der lauten Musik eines Clubs rausfiltern. Nicoles eiskalte Blicke führen jedoch dazu, dass sie sofort den Schwanz einziehen und sich nicht trauen, uns anzusprechen. Sie ist keine männerhassende Emanze und steht nicht ausschließlich auf Frauen, aber falls sie sich mit Männern einlässt, dann nur mit ausgewählten - und erst recht nicht mit solchen Bubis. Dass sie mit Ende 20 bereits eine führende Position im Einkauf eines Modekonzerns hat und damit wesentlich mehr verdient als der durchschnittliche deutsche Mann, erschwert die Partnersuche wohl zusätzlich. Laut ihrer Aussage führt diese Tatsache entweder zu Erektionsproblemen oder dem Anspruch, sich aushalten lassen zu können. „Außerdem sind die meisten Kerle auf verstörende Weise auf Analsex fixiert“, fügt sie hinzu. Sandra rollt nur noch mit den Augen. „Da kann ich nicht mitreden.“ Ich hatte seit zwei Jahren

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